Vom Geben

von Khalil Gibran | gelesen von Tabea & S. Tabazah

Teilen macht reich.

Über Commoning und wie wir Bedürfnisse und Geld koordinieren

Teilen macht reich. Wieso anders mit Geld und Ressourcen umgehen?

Auf dieser Seite findet ihr viele Gedanken, Methoden und Geschichten aus dem Fuchsnetz, rund ums Thema Geld. Wir sind in ständiger Weiterentwicklung und noch am Anfang und natürlich ist diese Seite unvollständig. Wir hoffen euch damit Einblick in die Praxen des Hinweinwachsens unserer Vision zu geben und sind uns sicher, dass viel Diskussionsbedarf an der Schnittstelle zu Geld entsteht. Wir freuen uns, wenn wir da mal mehr Kapazitäten zu haben, diese mit euch zu führen, denn konstuktive Kritik hilft uns beim Weiterentwickeln.

Wir wollen dabei Anerkennen, dass es für manche Menschen extrem schwer ist an Geld zu kommen und sie tagtäglich dafür über ihre Grenzen gehen müssen oder dass andere Jahrzente lang mehr als sie wollen arbeiten gehen müssen, um Kredite oder andere Zwänge abzubezahlen. Wir wollen dabei anerkennen, dass wir das bislang viel weniger tun mussten, auf Grund unserer Previlegien, des Überflusses der durch die vorherigen Generationen entstanden ist (einhergehend mit den Zunehmenden Krisen mit denen wir jetzt konfrontiert sind). Wir können anerkennen, dass total viel Leistung, Liebe und Schmerz in dem entstandenen Wohlstand liegt. Danke für das, was ihr für uns gemacht habt. Wir wollen es gleichzeitig den Bedürfnissen und Fähigkeiten angepasster machen. Wir wollen nicht nur uns sondern allen, die möchten einen sinnerfüllten Zugang zum Tätig-sein ermöglichen, direkt oder indirekt durch unser Wissen hier, weshalb wir im Kleinen Experimente wagen, wie es anders gehen kann.

Viel Spaß beim Lesen und Anregen bei euch im Kleinen vielleicht auch mal was auszuprobieren.

Prinzipien

Wir orientieren uns anhand Prinzipien. Einige davon sind von aus der Mustersprache von Silke Helfrich und David Bollier. Sie haben diese Muster geschöpft aus gelingenden Praxen. Einige davon sind von Frederieke Habermann, die viel zu Tauschlogikfreiheit forscht und einige sind von uns, aber noch unvollständig und im Prozess…..Viel Spaß beim inspirieren lassen.

Bedürfniserfüllung statt Arbeit, Wohlstand, Fortschritt?

von Nele, Luisa, Tabea | Ein Podcast über Commons im Rahmen von GEN (global ecovillage Network). Mehr Interviews https://gen-deutschland.de/interviews_expertinnen/

Unsere Umfairteilungselemente

Was ist eine Biete- / Beitragsrunde?

Koordinierung von Geld und Bedürfnissen

Warum machen wir Biete-Runden? Wie sieht das konkret bei uns aus? Geschichten der ersten und fünften Biete-Runde.

In einer Bieterrunde werden die Kosten (und Bedürfnisse) transparent gemacht, die es braucht um das, worum es geht zu ermöglichen. Bei uns werden Mieten, Grundnahrungsmittel und Autos gemeinsam finanziert. Das Konzept der Bieterunde wird bereits in vielen solidarischen Landwirtschaften genutzt. Die Produzierenden, zum Beispiel die Landwirtin oder der Gärtner machen ihre Kosten transparent, die es für einen Jahreszyklus braucht. Sollte schlechtes Wetter sein und eine Ernte fällt aus, wird das Produktionsrisiko gemeinsam getragen, also alle, die Anteile in der Solawi haben tragen es und nicht nur der Bauer alleine. So muss er dann nicht den Boden runterwirtschaften oder Pleite gehen.

Warum wir Solidarität und eine Care Ökonomie anstreben

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Wir machen die Bieterunden, damit Menschen, die mehr Zugang zu Geld haben und die weniger Zugang haben sich gegenseitig unterstützen können in ihren Fähigkeiten und, dass die Freiheit, die durch geteilte Ressourcen entsteht, größer werden kann. Viele Menschen sind solidarisch in Freund*innenschaften und haben gemeinsame Geldflüsse mit ihren Lebenspartner*innen. Wir wollen Solidarität erweitern und nicht nur an persönliche Beziehungen koppeln, sondern an links-ökologisch aktive Menschen bzw. Projekte oder an strukturell benachteiligte Menschen.

Ein gesellschaftlich klassisches Beispiel ist, dass Hausfrauen* keinen Zugang zu Geld haben, die lohnarbeitenden Männer* schon und damit ungleichen Zugang zu Macht, da Geld oft auch Macht bedeutet. Wir wollen Werktätigkeit und Fürsorgearbeit gleichwertig anerkennen, wobei die Fürsorgearbeit, ohne die geht’s nicht….vielleicht ist sie sogar wichtiger als das Produzieren von luxuriösen Waren?

Bei uns sieht eine Bieterunde so aus

Alle vier Monate machen wir es uns gemütlich, sprechen über Geld und bieten gemeinsam für unsere Grundversorgung. Dabei werden die Kosten transparent gemacht und dann geben wir alle das, was wir an Geld geben können.

In der Ersten Runde so viel wir easy geben können, in der Zweiten, das was nicht mehr easy aber stimmig ist, und in der Dritten, dass was an unsere Obergrenze kommt. Manchmal brauchen wir eine, manchmal drei Runden, bis der Betrag zusammenkommt. Dabei haben wir einen Brot- und Kuchenbetrag. Brot also das, was unbedingt zusammenkommen muss. Kuchen bedeutet für uns mehr Planungssicherheit, ein bisschen Puffer, der flexiblere und bedürfnisorientierte Umgang mit unerwarteten Situationen.Bei der letzten Runde haben wir uns erzählt, wie es uns gerade mit Geld geht, wie unser Kontostand ist und wie es uns damit geht, dass es so unterschiedliche Privilegien, auch bei uns, gibt. Es wurde Angst geteilt, es wurde Schmerz geteilt, es wurde Scham geteilt, es wurde geteilt, dass es neu und verbindend ist, mit den Ängsten nicht alleine zu sein.

Das ist jetzt unsere 5. Bieterunde und mit jeder Runde gehen wir auch ein Stück tiefer in gemeinsame Geldprozesse, so wie das für uns hier gerade stimmig ist. Mit jeder Runde sind wir auch geübter im Geben von Geld und im Organisieren dieser Geldstruktur. Gerade machen wir die erste Runde bei einem live Treffen. Falls wir bei der ersten Runde den Kuchenbetrag noch nicht erboten haben, tragen wir unsere Gebote für die Zweite und Dritte Runden online in eine Tabelle ein. Das hängt damit zusammen, dass nicht immer alle da sein können an der Bieter-Runde. Da braucht es dann hier und da eine Erinnerung oder auch eine Auseinandersetzung mit neuen Situationen. Was ist zum Beispiel, wenn eine Person nicht weiß, wie viel sie die nächsten vier Monate geben kann, weil unklar ist, ob sie bleibt oder umzieht, weil unklar ist, wie die Einkommenssituation sich verändert. Das ist ein bisschen mehr Aufwand und dafür auch richtig schön, dass wir uns gemeinsam umeinader kümmern und auch für besondere Situationen Lösungen finden. Bieterunden können aber auch ganz anders organisiert sein. Diesmal haben wir den Gesamtbedarf genannt und transparent gemacht, wodurch welche Kosten entstehen. Davor hatten wir einen Richtwert pro Person. Den haben wir weggelassen, damit wir noch freier schauen, wie viel wir gerade geben können und die Spanne war tatsächlich breiter gefächert, als davor mit Richtwert. Der Richtwert erinnert schnell an einen fixen Preis, den dann viele nicht deutlich unter- oder deutlich überbieten wollen. Eine Sache, die wir nächstes Mal vielleicht ausprobieren wollen ist, anonym zu bieten. Auch um noch mehr Freiheit zu haben viel oder wenig zu geben. Gleichzeitig tat uns die Transparenz der unterschiedlichen Geldsituationen auch gut, um uns besser zu verstehen und dadurch akzeptieren zu können ohne, dass große Konflikte entstanden.
Die letzte Biete-Runde haben wir noch erweitert, denn die spannende Frage ist ja auch, wie wir Bedürfnisse koordinieren können, wenn wir Wege finden, die Geld nicht braucht. Dazu haben alle ihre noch nicht gedeckten Bedarfe aufgeschrieben, anonym, z.B. Kinderbetreuung, gemeinsames Mittagessen, Massagen, Zugang zu einem E-Auto / bzw. nachhaltigeres Mobilitätskonzept, einen besten Freund – letzteres ist ganz schön mutig und natürlich nicht mal eben so zu erfüllen, weil es sehr interdependent, also in Abhängigkeit von der anderen Person ist.

Bedürfniskoordinierung / Beitragsrunden

Anschließend haben dann Menschen geteilt, was sie geben können… und wir haben ein Board für Suche/ Biete erstellt, damit sich Menschen leichter finden können und die Hemmschwelle zu fragen kleiner wird. Abhängigkeit als Geschenk zu sehen, Bedürfnisse zu haben und auf Augenhöhe zu bleiben, das ist unser Lernweg.

Diese konkreten Bedarfe zu hören, hinter manchen auch die Menschen zu kennen und ihre Gefühle darum zu wissen, das verändert vieles in der Bereitschaft und der Freiwilligkeit zu Geben und hat eine tiefere Verbundenheit kreiert, zu merken, was Menschen gerade wirklich brauchen, was noch unerfüllt ist und hat nochmal spürbarer werden lassen, was Gemeinschaft bedeutet kann, und dass wir gemeinsam auf dem Weg sind und dass wir uns (noch) nicht alle Bedürfnisse hier erfüllen können, aber zumindest damit gesehen werden.

Wir versuchen unsere Freiheit wachsen zu lassen, in dem wir unsere Abhängigkeiten gestalten und die Abhängigkeit von großen Konzernen schrumpfen lassen, dadurch dass wir unsere Bedürfnisse und Freiheiten geldärmer gestalten und gemeinschaftsstiftender. Das bedeutet natürlich auch gemeinsam durch Konflikte zu gehen, sie zu transformieren und durch Konflikte zu wachsen.

Es gibt immer die Möglichkeit neue Strategien kennenzulernen und auszuprobieren. Die Bedürfnisse alle Menschen sind gleich, nur in ihren Strategien unterscheiden wir uns. Was gibt euch Freiheit? Was gibt euch Sicherheit?[/bg_collapse]

Die allererste Biete-Runde

In der ersten Biete-Runde haben wir haben zweimal geboten und das Geld ist fast zusammengekommen. Ok, was machen wir jetzt? Wie geht es uns damit das wir unsere Mieten uns scheinbar nicht leisten können? das heißt wir müssen herausfinden woran es liegt: Es Ist eigentlich genug Geld da, aber Menschen wollen nicht mehr geben oder haben wir nicht genug Geld zur Verfügung, können also nicht mehr geben. Also was haben wir gemacht? Na ja, uns wurde klar Okay, wir haben uns hier unter den verschiedenen WGs noch gar nicht so viel mit unserer Beziehung zu Geld auseinandergesetzt. Das Wohnhaus an der Fuchsmühle das war ja war ja der erste Gemeinschaftskeimling. Da haben wir seit Anfang an eine gemeinsame Ökonomie, das heißt alle Alltagseinkommen gehen in einen Topf und dann haben wir bestimmte Kriterien wie wir Geld rausnehmen können. Aber jetzt mit den neu dazugekommenen Menschen, die in WGs um die Fuchsmühle leben, schien es uns sinnvoll mal über Geld zu sprechen. Also haben wir uns eines Abends am Lagerfeuer getroffen. Die Geldstimmen könnt ihr im Audio drunter hören. Es geht dabei um unsere inneren Stimmen, die manche mehr, manche weniger selbstverständlich (noch) in uns tragen. Stimmen, die uns hindern, Geld zu geben und nehmen

Ja und wie ist die Runde dann ausgegangen?

Nach diesem Gespräch ist genügend Geld zusammengekommen, weil einige nochmal ihren Beitrag erhöht. Die Gesprächsrrunde hat auf jeden Fall dazu geführt, dass Vertrauen gewachsen ist.

Geld kann ganz schön viel Beziehung kaputt machen. Doch, wenn wir anfangen zu lernen darüber zu sprechen, über unsere Bedürfnisse, dann kann eine Kultur der Schenkökonomie entstehen.

Wie ist eure Beziehung zu Geld? Was sind eure gelernten Glaubenssätze? Wie geht ihr jetzt mit Geld um und würdet es gerne in Zukunft tun? Was braucht ihr, um dem, was euch wichtig ist näher zu kommen?

Dazu könnt ihr gerne kommentieren.

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Gemeinsame Ökonomie Gemök