Keine Gemeinschaft ohne Gemeinschaffen!
Wieso wir so beharrlich versuchen anders mit Geld und Ressourcenverteilung umzugehen und was das mit Wachstumslogiken, Fürsorge und Resilienz zu tun hat
Commoning
Gemeinsschaffend regenerieren statt vereinzelt erschöpfen
Als Gemeinschaft teilen wir die meisten Dinge ganz selbstverständlich. Wenn wir einen gemeinsames Frühstück machen, bringen alle etwas mit, ohne dass gezählt wird wie viel. Auch bei gemeinsamen Arbeitseinsätzen, machen alle soviel sie können – eine Person mit Hexenschuss sitzt auf der Bank uns puhlt Bohnen statt schwere Balken zu schleppen.
Das Prinzip des »Ohne Zwänge frei Beitragen« kennen wir alle irgendwoher: Aus der Familie, der Kirche, dem Verein oder der Dorfgemeinschaft. Der ganze Bereich der Hausarbeit, des Ehrenamts und auch die gesamte Natur funktioniert nach diesem Prinzip: Das Klo wird geputzt, die Kinder begleitet, der Baum schenkt Äpfel – ganz ohne Tauschlogik, Preise oder Markt. Diese Tätigkeiten gehören genauso zur Wirtschaft, wie die Lohnarbeit, das Kapital oder die Unternehmen. Denn Wirtschaft (im Sinn des Oikos, des Haushaltes, der Wortwurzel der Begriffe „Ökonomie“ wie auch „Ökologie“) bedeutet das intentionale Tätigsein, um das Leben und die dafür notwendigen Dinge aufrecht zu erhalten. Die Soziologin Maria Mies beschrieb die Wirtschaft als einen Eisberg, bei dem der Großteil unserer Wirtschaft ungesehen unter der Wasseroberfläche liegt. Oftmals werden diese Sorgetätigkeiten weiblich sozialisierten und marginalisierten Menschen zugeteilt und schlecht oder gar nicht bezahlt.
»Jeden Morgen stehen wir auf und machen Kapitalismus. Warum machen wir nicht mal was anderes?«
David Greaber
Wir halten es für wesentlich immer mehr unseres Wirtschaftens nach eben jenen Prinzipien zu organisieren, die unter der Wasseroberfläche liegen. Unsere Vision ist ein Zusammenleben, in dem das gemeinsame Sorgen für das Lebensnotwendige im Zentrum steht. Wir glauben nicht an Wirtschafts- uns Gesellschaftsmodelle, die ihre eigenen Lebensgrundlagen zerstören, strukturell darauf fußen immer weiter zu wachsen und marginalisierte Personengruppen wie Frauen* oder rassifizierte Menschen und planetare Ressourcen ausbeuten. Statt immer mehr Kapital anzuhäufen, wollen wir immer mehr Fürsorge fließen lassen.
Geld ist ein gewohntes Mittel, um Bedürfnisse und Ressourcen zu koordinieren, indem es als Äquivalenztauschmittel benutzt wird: Ich gebe dir nur etwas, wenn ich etwas zurückbekomme, was denselben abtrakten Wert hat. Dieser Äquivalenztausch schränkt uns in unserer Fürsorge und Beziehungshaftigkeit ein und bewirkt künstliche Verknappung, denn die Dinge verkommen eher, als weitergegeben zu werden.
Wir versuchen in unserem Zusammenleben möglichst vielen Logiken des Kapitalismus den Rücken zu kehren. Wie der Antropologe David Greaber sagte: Jeden Morgen stehen wir auf und machen Kapitalismus. Warum machen wir nicht mal was anderes?
Dieses Andere nennen wir Commoning. Commoning oder Gemeinschaffen bedeutet wie sich die Menschen organisieren, um die Commons, also die Gemeingüter zu pflegnutzen und verwalten. Die Betroffenen entscheiden zum Beispiel die Mieten selbst. Es geht dabei um eine Art des Wirtschaftens, dass Beziehungen und das Wohl der Menschen und Erde in den Mittelpunkt stellt, statt lediglich Profite und Wachstum zu fördern. Statt strukturell Mangel, Trennung und Ohnmacht zu erzeugen, legt Commoning Inklusion, Kooperation und Selbstbestimmung nahe.
Was sind Muster? Was ist Commoning?
vom Geben
zum Lauschen
Hier gibt es ein paar Gedanken zum Hören beim Schnippeln von Gemüse, im Sessel beim Betrachten der Sterne, unterwegs oder anderswo.
Bedürfniserfüllung statt Arbeit, Wohlstand, Fortschritt?
Commoning
Menschen organisieren sich auf Augenhöhe, um miteinander gut auszukommen sowie selbstbestimmt Nützliches für sich und andere herzustellen. Die Beteiligten entscheiden gemein-verantwortlich darüber, was sie brauchen und wie sie Vermögenswerte (Ressourcen, Zeit und Räume) bewirtschaften, gestalten und verteilen.
Vertrauen ist hierfür der Schlüssel. Es kann jedoch nicht vorausgesetzt werden, sondern entsteht im Tun. Commoning braucht einerseits eine Haltung, die Vertrauen gewährt, ohne vertrauensselig zu sein und andererseits Handlungen, die Vertrauen aktiv fördern. Die Muster des Commoning unterstützen beides.
Muster & Prinzipien
Muster enthalten erprobtes Erfahrungswissen und beschreiben den Kern gelingender Lösungen von Problemen, die in vergleichbaren Kontexten immer wieder auftauchen. Das komplexe Zusammenspiel von Kontext, Problem und Lösung ist dabei entscheidend. Diese drei Elemente werden nie voneinander isoliert; Silke Helfrich schöpfte 33 Muster und teilte sie in die Bereiche: Soziales Miteinander, Selbstorganisation durch Gleichranginge, Sorgendes und Selbstbestimmtes Wirtschaften. (Mehr dazu ist unter ausgewählten Karten verlinkt). Auch wir sind fleißig am Prinzipien finden, die für die Website noch zu unfertig sind und bald erscheinen.